Von der „Kummervollen” zur „Lauschenden” – ein Leserbrief

Manchmal begegnet einem etwas, von dem man zutiefst berührt spürt, dass danach die Dinge nie mehr ganz so sein werden wie vorher. Die Entdeckung von Feldenkrais gehört  für mich zu diesen transformatorischen Erfahrungen.

Seit Jahren chronisch erkrankt habe ich schon vieles probiert, um irgendwie eine Besserung zu erlangen. Aber da die Hauptsymptome auf muskulärer und neurologischer Ebene liegen, und zu einer Verhärtung der Körpergewebe und einem andauernd zu hohen Muskeltonus führen, musste ich immer wieder enttäuscht und schmerzlich erfahren, dass Bewegungen aller Art meist nur zu noch mehr Beschwerden und Verkrampfung führen. Wenn sich über lange Zeit nichts verändert, tritt außerdem – bewusst oder unbewusst – eine Art Resignation ein. Man zieht sich förmlich zurück aus dieser engen, schmerzenden Hülle, in der man wohnen soll. Probiert weiter manches, das helfen soll, dennoch bleibt der Zustand festgefahren und irgendwann wird jedes Üben, so viel Mühe man sich auch gibt und so gut man es meint, trotzdem irgendwie mechanisch. Und genauso mechanisch reagiert der  “verlassene” Körper. Die Kommunikation ist gestört, der Teufelskreis weitet sich aus. Die von innen erschöpften Muskeln sind es leid, dass an ihnen geschoben und gezogen wird… das spürt man. Aber man weiß einfach nicht, was man denn “noch” oder anders oder besser tun soll.

GENAU HIER setzt Feldenkrais auf eine Art und Weise an, die für mich schlichtweg genial und geradezu wundersam ist. Als vom Wesen her bewegungsfreudiger und vordergründig immer noch beweglicher Mensch dachte ich, ich wüsste relativ viel darüber, wie man sich bewegen kann…. Doch dann bestellte ich mir eines Tages auf der Suche nach etwas, das ich noch nicht probiert hatte, eine CD mit Feldenkrais-Lektionen. Sehr unspektakulär, ein bisschen sanftes auf und ab, und man denkt nebenbei: “Soll das alles sein?” Und 45 Minuten später erhob ich mich ganz erschüttert, weil mein Körper zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder mit mir “gesprochen” hatte, und sich unfassbar deutlich anders anfühlte. Man kann sagen, dass die Begegnung mit Feldenkrais innerhalb von 30 Minuten mein bisheriges Verständnis von Bewegung tief und grundsätzlich verändert hat. Es fallen darin Dinge zusammen, die ich vorher vielleicht schon in Einzelteilen erkannt hatte oder “vom Kopf her” wusste. Aber Feldenkrais macht die Zusammenhänge auf einmal SPÜRBAR, und erst dann kann man fruchtbringend damit arbeiten!

Man fängt an, wieder auf die feinen Impulse des Körpers zu lauschen, die gesamte Wahrnehmung vertieft sich. Nach ein paar Tagen des Übens verstand ich erstmals (nur durch die nonverbalen Erklärungen, die mir nun mein eigener Körper gab!) warum alles andere in meinem Zustand nichts helfen konnte. Das war wie eine kleine Offenbarung. Feldenkrais ist anders als alle anderen Bewegungsformen. Es bricht durch Feinheit und raffinierte Kombinationen den Panzer auf, der durch die Mechanik der Alltagsbewegungen entsteht und bringt Körper und Mensch wieder zum Fließen. Feldenkrais fordert nicht, es lädt ein, harmonisiert, und vor allem: es INSPIRIERT! Da ist irgendetwas im Hintergrund, das man nur schwer in Worte fassen kann. Man kann förmlich spüren, wie Gehirn und Körper vernehmlich DANKE sagen für jeden der aufgezeigten Verbindungswege, die sie entdecken dürfen, und nicht nur das Körpergefühl, sondern auch die Stimmung verbessern sich auf eine Weise, die ich jedes Mal kaum begreifen kann, gemessen an dem “wenigen” was man eigentlich da zu machen scheint…

Niemals  hätte ich erwartet, was für eine Verlockung diese oft simplen, manchmal entzückend originellen, manchmal unfassbar kleinen repetitiven Bewegungen darstellen! Es ist einfach die WIRKUNG, die geradezu verführerisch ist und ein bisschen süchtig macht.

So viele Körperteile freuen sich, dass sie eine neue Art der Beachtung finden. Rippen… naja, die hatte ich halt. Aber kannte ich sie bisher wirklich? Oder meine Augenmuskeln? Mein oberster Halswirbel hat nun eine “Persönlichkeit” und neue Freunde in anderen Wirbeln gefunden und dankt es damit, dass er aus seinem langjährigen Zombiedasein erwacht und aus der Höhle herauskriecht, in der er sich festgefressen hatte – und die weder Physiotherapie noch Yoga etc. vorher aufweichen konnten. Wissen Menschen eigentlich, wie wundervoll es ist, einfach nur den Kopf zu drehen, wenn der Nacken sich wieder mit dem Rest verbindet?

Tja… Und was tut man, wenn man derart perplex ist, dass “dieses Neue da” so wirkt, und man unbedingt gerne mehr darüber wissen, lernen, erfahren will, aber bisher nur eine CD hat? Man sucht im Internet, findet einiges Material auf youtube, vieles sachlich-praktisch, oder nur als Direktwerbung für den jeweiligen Therapeuten. Und dann entdeckt man die kunterbunte Fundgrube des Channels von Alfons Grabher. Und erkennt recht schnell in dem umfangreichen Sammelsurium von Eindrücken und Informationen: da ist jemand, der für diese Sache brennt, dem sie ein Herzensanliegen ist. Und man hört tiefer hin, schnappt Aspekte auf, die man beim nächsten Üben mit hineinnehmen kann, oder über die es einfach Spaß macht, mal neu nachzudenken. Für jeden, der gerade keine Gelegenheit hat, einen Kurs zu besuchen oder natürlich am besten persönlich zu kommen, bilden diese Videos zusammen mit live Mitschnitten von Gruppenstunden auf dieser Homepage ein reichhaltiges und nahrhaftes Futter, um daheim zu praktizieren, zu probieren, nachzuspüren, seine EIGENEN Erfahrungen zu machen.

Worauf wartet ihr eigentlich noch?

Ich weiß: auch wenn ich vielleicht nicht mehr ganz gesund werden sollte, wird mein Leben von jetzt an etwas anders sein. Reicher, sanfter und heilsamer. Mit neuen Wohlgefühlen und einer Flüssigkeit in den Gelenken, die ich bisher so nicht kannte. Feldenkrais INTEGRIERT. Umfassend und vielschichtig. Es kann dazu beitragen, leidgeplagte Menschen wieder “therapierbar” zu machen. Und gesunden Menschen bietet es die  Chance, auf wunderbare und faszinierende Weise an ihrer körperlichen Vielfältigkeit und Durchlässigkeit zu arbeiten. Eine Wirkung und freudige Entdeckungen sind garantiert. Immer.

Mein Dank geht an Feldenkrais, und natürlich auch an Alfons, dessen unverstellte, herzliche Art, seine hohe Aufnahmefähigkeit und unermüdlicher Einsatz für die Sache Feldenkrais ihn zu einem Lehrer und Therapeuten machen, der – genau wie dieses – nicht nur die Körper bewegt.

Anja

5-stars