Sich besser drehen im Stehen
Wie hängt die Drehung der Wirbelsäule mit den Beinen zusammen? Sich weiter, leichter und freier um die eigene Achse drehen zu können ist immer wieder ein großartiges Erlebnis.
Vor Kurzem war ich, probehalber, in einem Yoga-Meditationskurs. Die hübsche Kursleiterin ließ uns im Schneidersitz am Boden sitzen und sagte: „um stabil zu sitzen, muss man an drei Punkt den Boden berühren: dem Hintern und den beiden Knien”. Klingt einleuchtend, ist aber ungenau. Denn eigentlich sind das ja schon vier Punkte. Ich meine, wenn schon Achtsamkeit und Wahrnehmung, denn schon. Wenn man am Hintern sitzt, dann sitzt man bereits auf zwei Punkten. Den beiden Sitzhöckern nämlich. Darum ist das ja alles auch so kompliziert.
Wie schon beschrieben, ist die Wirbelsäule ein ganz wunderbares, aber auch seltsames Gebilde: sie kann sehr stabil und aufrecht sein, aber auch flexibel und gebogen werden, sogar gedreht. Aus der Sicht eines Ingenieurs ist allein dass schon ein mechanisches, steuertechnisches Wunder. Bei stabil denkt er an einen Sendemast oder Hochhaus, bei flexibel an eine Kette oder Perlenschnur. Aber beides zu können ist einfach krass.
Und das Beste kommt ja erst: die Wirbelsäule ist weder am Boden fixiert, noch steht sie auf nur einem Punkt (wie z. B. ein Kreisel). Sie ist noch nicht einmal zwischen zwei Punkten fixiert. Viel komplizierter: die Wirbelsäule ist fast beliebig über zwei Punkten, den beiden Hüftgelenken und Beinen, balancierbar.
Doch genug des Vorgesprächs. In dieser Lektion widmen wir uns der Drehbarkeit der Wirbelsäule, inklusive der Hüfte und der Beine. Wir untersuchen, wie das alles zusammenhängt. Als Belohnung kann man sich danach viel weiter, leichter und besser um die eigene Achse drehen. Der Schulterblick wird noch schöner, eleganter, freiräumiger.
Die Originallektion, die Moshe Feldenkrais in Tel Aviv unterrichtet hat, hat zwei Teile. Und ist doppelt so lange. Ich bringe hier den ersten Teil, in dem es nur ums Drehen geht (der zweite Teil beschäftigt sich mit der Gewichtsverlagerung und Aufrichtung über das eine, und das andere Bein).
Die Audioaufnahme ist aus einer Gruppenstunde vom 29.9.2015. Bitte öffne die entsprechende mp3 bzw. Audiodatei, um diese Lektion anzuhören. Die Lektion findet im Stehen statt.
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Zur Dreingabe hab ich einen Überblick über die Lektion zusammengestellt:
1. Arme in die Höhe, Becken drehen. Die Arme bleiben immer nach oben oder vorne ausgestreckt, und werden nie zur Seite bewegt. Ebenso bleiben die Füße immer stehen.
1.a Arme nach vorne, Nase nach vorne, nur Becken drehen
1.b Becken nur nach links drehen (linke Hüfte rückwärts, Brustkorb dreht)
1.c Becken nach rechts (Bauchmuskeln anspannen, damit Taille sich mitdreht)
2. Becken nach links drehen
2.a Becken nach links, Kopf nach links mitdrehen (Arme bleiben oben)
2.b Becken nach links, Kopf nach rechts
2.c Becken nach links, Kopf mal nach links, mal nach rechts abwechseln
3. Becken nach rechts drehen (auf Bauchmuskeln achten, Brustkorb mitdrehen)
3.a Becken nach rechts, Kopf nach rechts, dann links, dann abwechseln
4. Rechte Schulter rückwärts, linke vorwärts, Rest bleibt nach vorne
4.a weitermachen + Kopf nach links (zusammen mit Augen, auf Horizont)
4.b weitermachen + linke Hüfte rückwärts (Becken nach links drehen)
4.c. nur rechte Schulter rückwärts und linke vorwärts
4.d weitermachen + linke Hüfte rückwärts (Kopf bleibt vorne)
4.e weitermachen + Kopf nach links
4.f weitermachen + Kopf nach rechts
4.g weitermachen + Kopf abwechseln
5. Rechte Schulter vorwärts, linke rückwärts, Rest bleibt nach vorne
5.a weitermachen + rechte Hüfte rückwärts
5.b Arme ruhig, nur rechte Hüfte rückwärts (Brustkorb? Wirbelsäule?)
5.c Schultern nach links, Hüfte nach rechts drehen
5.d weitermachen + Kopf mal nach links, mal nach rechts
Referenzbewegung: Arme hoch, Becken + Kopf + Schultern um die Achse drehen. Leichtere, weitere Bewegungen.